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VDE 0100-410
VDE 0100-410 – Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag in Niederspannungsanlagen
Die VDE 0100-410 ist eine zentrale Norm der DIN VDE 0100 (Errichten von Niederspannungsanlagen) und behandelt den Schutz gegen elektrischen Schlag in elektrischen Anlagen bis 1.000 V AC und 1.500 V DC.
Diese Norm basiert auf der internationalen Norm IEC 60364-4-41 und der europäischen Norm HD 60364-4-41.
1. Wichtige Inhalte der VDE 0100-410
Die Norm beschreibt die Anforderungen an den Schutz gegen direktes und indirektes Berühren elektrischer Teile, um die Sicherheit von Personen und Tieren zu gewährleisten.
a) Schutz gegen direktes Berühren (Basisschutz)
Dieser Schutz verhindert, dass Personen oder Tiere spannungsführende Teile berühren können. Mögliche Maßnahmen:
- Isolierung aktiver Teile (z. B. Ummantelung von Kabeln)
- Abdeckungen und Umhüllungen (z. B. Schutzgehäuse)
- Schutz durch Hindernisse (z. B. Schutzabdeckungen in Schaltschränken)
- Schutz durch Abstand (z. B. Sicherheitsabstände in Hochspannungsbereichen)
b) Schutz gegen indirektes Berühren (Fehlerschutz)
Dieser Schutz soll gefährliche Berührungsspannungen verhindern, wenn ein Fehler in der elektrischen Anlage auftritt. Maßnahmen umfassen:
- Automatische Abschaltung der Stromversorgung (z. B. durch Sicherungen oder FI-Schutzschalter)
- Schutztrennung (Verwendung von Trenntransformatoren)
- Schutzpotenzialausgleich (Verbindung leitfähiger Teile zur Vermeidung von Spannungspotenzialen)
- Doppelte oder verstärkte Isolierung (z. B. bei Schutzklasse-II-Geräten)
2. Automatische Abschaltung im Fehlerfall
Ein Kernpunkt der VDE 0100-410 ist die automatische Abschaltung der Stromversorgung, um Fehlerströme schnell zu unterbrechen.
a) Abschaltzeiten für verschiedene Spannungen und Stromkreise
Je nach Spannungsebene und Art der Installation müssen Sicherungen oder Fehlerstromschutzschalter (FI/RCD) innerhalb bestimmter Zeiten abschalten.
Spannungsebene | Abschaltzeit TN-System | Abschaltzeit TT-System |
---|---|---|
≤ 230 V | 0,4 Sekunden | 0,2 Sekunden |
> 230 V ≤ 400 V | 0,2 Sekunden | 0,1 Sekunden |
> 400 V | 5 Sekunden | 1 Sekunde |
- TN-System: Erdungssystem, bei dem der Neutralleiter direkt geerdet ist.
- TT-System: Erdungssystem, bei dem der Schutzleiter separat geerdet ist.
Bei Verteilungsstromkreisen (≥ 32 A) ist eine Abschaltzeit von maximal 5 Sekunden erlaubt.
b) Einsatz von Fehlerstromschutzschaltern (FI/RCD)
- In Steckdosenstromkreisen ≤ 32 A ist ein FI-Schalter mit maximal 30 mA erforderlich.
- In Bädern, Außenbereichen und medizinischen Räumen ist FI-Schutz zwingend vorgeschrieben.
3. Besondere Schutzmaßnahmen nach VDE 0100-410
a) Schutzmaßnahmen für spezielle Bereiche
- Badezimmer & Feuchträume: Erhöhte Schutzanforderungen (z. B. FI-Schutz, IP-Schutzklassen für Leuchten).
- Außenbereiche & Baustellen: Mindestschutz durch FI/RCD mit 30 mA.
- Kindergärten & Schulen: Verstärkter Fehlerschutz durch FI/RCD und berührungssichere Steckdosen.
b) Schutzmaßnahmen für Laienbedienung
- Bei Stromkreisen, die von Laien genutzt werden (z. B. Haushalte, Büros), ist ein FI/RCD-Schutz zwingend für alle Steckdosen bis 32 A.
4. Vergleich VDE 0100-410 mit anderen Normen
Norm | Inhalt |
---|---|
VDE 0100-410 | Schutz gegen elektrischen Schlag (Basisschutz & Fehlerschutz) |
VDE 0100-443 | Schutz bei transienten Überspannungen |
VDE 0100-530 | Auswahl und Errichtung von Schutzmaßnahmen (z. B. FI-Schalter) |
IEC 60364-4-41 | Internationale Basisnorm für VDE 0100-410 |
Fazit
- Die VDE 0100-410 regelt den Personenschutz gegen elektrischen Schlag.
- Sie verlangt FI-Schutzschalter (RCD) für viele Bereiche, insbesondere Steckdosenstromkreise bis 32 A.
- Automatische Abschaltung ist eine zentrale Sicherheitsmaßnahme.
- Besondere Schutzanforderungen gelten für Badezimmer, Außenbereiche und öffentliche Gebäude.