+49 2389 900 650

Mo-Fr: 8 - 18 Uhr


Lexikon

200%-Dämmung

200%-Dämmung für Wärmeleitungen nach GEG 2023 – Anforderungen & Berechnung

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) stellt klare Anforderungen an die Dämmung von Wärmeleitungen in Heizungs- und Warmwasseranlagen. Besonders streng sind die Vorgaben für Leitungen, die durch unbeheizte Bereiche oder Außenluft-exponierte Zonen verlaufen. Hier gilt die sogenannte „200%-Dämmung“, die bedeutet, dass die Dämmstärke mindestens dem doppelten Rohrdurchmesser entsprechen muss.

Allerdings hängt die tatsächlich erforderliche Dämmstärke auch vom Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten (λ-Wert) der Dämmung ab – je schlechter die Dämmleistung (höherer λ-Wert), desto dicker muss die Isolierung sein.


1. Was bedeutet die „200%-Dämmung“?

Die 200%-Dämmung gilt für Wärmeleitungen, die durch unbeheizte oder kalte Bereiche verlegt sind, insbesondere für:

Außenluft-exponierte Leitungen, z. B. Vor- und Rücklaufleitungen von Luft-Wasser-Wärmepumpen
Leitungen in unbeheizten Räumen, z. B. Kellerräume, Garagen oder Dachböden
Warmwasserleitungen in kalten Bereichen
Leitungen in Schächten ohne thermische Trennung

???? Kernregel:

  • Die Dämmstärke muss bei diesen Leitungen mindestens 200% des Rohrdurchmessers betragen.
  • Beispiel: Ein Rohr mit 22 mm Durchmesser benötigt mindestens 44 mm Dämmstärke.

???? Nicht betroffen:

  • Rohrleitungen innerhalb beheizter Räume (hier gelten normale GEG-Vorgaben).
  • Rohrleitungen innerhalb von gedämmten Installationsschächten.

2. Mindestdämmstärken nach GEG 2023

Die geforderte Mindestdämmdicke richtet sich nach dem Rohrdurchmesser und dem Wärmeleitfähigkeitswert (λ-Wert) der Dämmung.

a) Standarddämmstärken bei λ = 0,035 W/(m·K)

Rohrdurchmesser (mm) Dämmstärke (mm) bei beheizten Bereichen Dämmstärke (mm) bei 200%-Dämmung (Außenbereich)
≤ 22 mm 20 mm 40 mm
> 22 mm – 35 mm 30 mm 60 mm
> 35 mm – 100 mm 50 mm 100 mm

b) Anpassung bei anderen λ-Werten

Die Standardwerte gelten für eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,035 W/(m·K). Wenn eine andere Dämmqualität verwendet wird, muss die Stärke angepasst werden.

λ-Wert (W/m·K) Dämmstärke-Faktor
0,030 ca. 85% der Standarddicke
0,035 100% (Referenzwert)
0,040 ca. 115% der Standarddicke
0,045 ca. 130% der Standarddicke

???? Beispiel für ein Rohr mit 28 mm Durchmesser (200%-Dämmung erforderlich):

  • Bei λ = 0,035 W/m·K: 60 mm Dämmstärke (Standard)
  • Bei λ = 0,030 W/m·K: ca. 51 mm Dämmstärke
  • Bei λ = 0,040 W/m·K: ca. 69 mm Dämmstärke

3. Beispiel: Wärmepumpeninstallation mit 200%-Dämmung

Angenommen, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe wird installiert, und die Vor- und Rücklaufleitungen (Durchmesser 35 mm) führen durch den Außenbereich.

???? Berechnung der Dämmstärke:

  • Standarddämmung (λ = 0,035 W/m·K): 100 mm
  • Mit hochwertiger Dämmung (λ = 0,030 W/m·K): ca. 85 mm
  • Mit schlechterer Dämmung (λ = 0,040 W/m·K): ca. 115 mm

Fazit: Eine leistungsfähige PUR-Dämmung (λ = 0,030 W/m·K) kann die Dämmstärke reduzieren, während z. B. Mineralwolle (λ = 0,040 W/m·K) eine dickere Isolierung erfordert.


4. Typische Dämmmaterialien und ihre λ-Werte

Material Typischer λ-Wert (W/m·K)
Polyurethan (PUR) 0,026 – 0,030
Polyethylen (PE) 0,035 – 0,040
Mineralwolle (Stein-/Glaswolle) 0,035 – 0,045
Kautschuk (Elastomerschaum) 0,032 – 0,040

???? PUR-Dämmung erlaubt dünnere Schichtstärken als Mineralwolle oder PE-Schaum.


5. Warum ist die „200%-Dämmung“ erforderlich?

Die verschärfte Dämmung dient mehreren wichtigen Zielen:

Energieeinsparung: Wärmeverluste reduzieren, um den Energieverbrauch zu senken.
Effizienzsteigerung von Wärmepumpen: Besonders wichtig, da längere Vorlaufwege durch ungedämmte Bereiche große Verluste verursachen können.
Frostschutz: Besonders relevant für Wasserleitungen im Außenbereich.
Vermeidung von Tauwasserbildung: Verhindert Schäden an Gebäuden durch Kondensation.


6. Fazit – Was ist bei der „200%-Dämmung“ zu beachten?

Die 200%-Dämmung ist Pflicht für Heizungs- und Warmwasserleitungen in Außenbereichen und unbeheizten Räumen.
Die Dämmstärke muss mindestens dem doppelten Rohrdurchmesser entsprechen.
Der λ-Wert der Dämmung beeinflusst die tatsächlich notwendige Dämmdicke.
PUR-Dämmungen ermöglichen geringere Dämmdicken als Mineralwolle oder PE-Schaum.
Besonders bei Luft-Wasser-Wärmepumpen muss die Dämmung korrekt berechnet werden, um Effizienzverluste zu vermeiden.

???? Praktischer Tipp: Vor der Installation immer den λ-Wert der Dämmung prüfen und die notwendige Stärke berechnen!