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200%-Dämmung
200%-Dämmung für Wärmeleitungen nach GEG 2023 – Anforderungen & Berechnung
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) stellt klare Anforderungen an die Dämmung von Wärmeleitungen in Heizungs- und Warmwasseranlagen. Besonders streng sind die Vorgaben für Leitungen, die durch unbeheizte Bereiche oder Außenluft-exponierte Zonen verlaufen. Hier gilt die sogenannte „200%-Dämmung“, die bedeutet, dass die Dämmstärke mindestens dem doppelten Rohrdurchmesser entsprechen muss.
Allerdings hängt die tatsächlich erforderliche Dämmstärke auch vom Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten (λ-Wert) der Dämmung ab – je schlechter die Dämmleistung (höherer λ-Wert), desto dicker muss die Isolierung sein.
1. Was bedeutet die „200%-Dämmung“?
Die 200%-Dämmung gilt für Wärmeleitungen, die durch unbeheizte oder kalte Bereiche verlegt sind, insbesondere für:
✅ Außenluft-exponierte Leitungen, z. B. Vor- und Rücklaufleitungen von Luft-Wasser-Wärmepumpen
✅ Leitungen in unbeheizten Räumen, z. B. Kellerräume, Garagen oder Dachböden
✅ Warmwasserleitungen in kalten Bereichen
✅ Leitungen in Schächten ohne thermische Trennung
???? Kernregel:
- Die Dämmstärke muss bei diesen Leitungen mindestens 200% des Rohrdurchmessers betragen.
- Beispiel: Ein Rohr mit 22 mm Durchmesser benötigt mindestens 44 mm Dämmstärke.
???? Nicht betroffen:
- Rohrleitungen innerhalb beheizter Räume (hier gelten normale GEG-Vorgaben).
- Rohrleitungen innerhalb von gedämmten Installationsschächten.
2. Mindestdämmstärken nach GEG 2023
Die geforderte Mindestdämmdicke richtet sich nach dem Rohrdurchmesser und dem Wärmeleitfähigkeitswert (λ-Wert) der Dämmung.
a) Standarddämmstärken bei λ = 0,035 W/(m·K)
Rohrdurchmesser (mm) | Dämmstärke (mm) bei beheizten Bereichen | Dämmstärke (mm) bei 200%-Dämmung (Außenbereich) |
---|---|---|
≤ 22 mm | 20 mm | 40 mm |
> 22 mm – 35 mm | 30 mm | 60 mm |
> 35 mm – 100 mm | 50 mm | 100 mm |
b) Anpassung bei anderen λ-Werten
Die Standardwerte gelten für eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,035 W/(m·K). Wenn eine andere Dämmqualität verwendet wird, muss die Stärke angepasst werden.
λ-Wert (W/m·K) | Dämmstärke-Faktor |
---|---|
0,030 | ca. 85% der Standarddicke |
0,035 | 100% (Referenzwert) |
0,040 | ca. 115% der Standarddicke |
0,045 | ca. 130% der Standarddicke |
???? Beispiel für ein Rohr mit 28 mm Durchmesser (200%-Dämmung erforderlich):
- Bei λ = 0,035 W/m·K: 60 mm Dämmstärke (Standard)
- Bei λ = 0,030 W/m·K: ca. 51 mm Dämmstärke
- Bei λ = 0,040 W/m·K: ca. 69 mm Dämmstärke
3. Beispiel: Wärmepumpeninstallation mit 200%-Dämmung
Angenommen, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe wird installiert, und die Vor- und Rücklaufleitungen (Durchmesser 35 mm) führen durch den Außenbereich.
???? Berechnung der Dämmstärke:
- Standarddämmung (λ = 0,035 W/m·K): 100 mm
- Mit hochwertiger Dämmung (λ = 0,030 W/m·K): ca. 85 mm
- Mit schlechterer Dämmung (λ = 0,040 W/m·K): ca. 115 mm
Fazit: Eine leistungsfähige PUR-Dämmung (λ = 0,030 W/m·K) kann die Dämmstärke reduzieren, während z. B. Mineralwolle (λ = 0,040 W/m·K) eine dickere Isolierung erfordert.
4. Typische Dämmmaterialien und ihre λ-Werte
Material | Typischer λ-Wert (W/m·K) |
---|---|
Polyurethan (PUR) | 0,026 – 0,030 |
Polyethylen (PE) | 0,035 – 0,040 |
Mineralwolle (Stein-/Glaswolle) | 0,035 – 0,045 |
Kautschuk (Elastomerschaum) | 0,032 – 0,040 |
???? PUR-Dämmung erlaubt dünnere Schichtstärken als Mineralwolle oder PE-Schaum.
5. Warum ist die „200%-Dämmung“ erforderlich?
Die verschärfte Dämmung dient mehreren wichtigen Zielen:
✅ Energieeinsparung: Wärmeverluste reduzieren, um den Energieverbrauch zu senken.
✅ Effizienzsteigerung von Wärmepumpen: Besonders wichtig, da längere Vorlaufwege durch ungedämmte Bereiche große Verluste verursachen können.
✅ Frostschutz: Besonders relevant für Wasserleitungen im Außenbereich.
✅ Vermeidung von Tauwasserbildung: Verhindert Schäden an Gebäuden durch Kondensation.
6. Fazit – Was ist bei der „200%-Dämmung“ zu beachten?
✔ Die 200%-Dämmung ist Pflicht für Heizungs- und Warmwasserleitungen in Außenbereichen und unbeheizten Räumen.
✔ Die Dämmstärke muss mindestens dem doppelten Rohrdurchmesser entsprechen.
✔ Der λ-Wert der Dämmung beeinflusst die tatsächlich notwendige Dämmdicke.
✔ PUR-Dämmungen ermöglichen geringere Dämmdicken als Mineralwolle oder PE-Schaum.
✔ Besonders bei Luft-Wasser-Wärmepumpen muss die Dämmung korrekt berechnet werden, um Effizienzverluste zu vermeiden.
???? Praktischer Tipp: Vor der Installation immer den λ-Wert der Dämmung prüfen und die notwendige Stärke berechnen!